Angela ist Teamleiterin in der Personalentwicklung eines Automobilzulieferers. Sie war damals neu in der Position und wollte ihr „onboarding“ durch ein Coaching begleiten lassen. Sie war sehr professionell unterwegs, eine Karrierefrau und hatte so gut wie alles unter Kontrolle. Ihre Mitarbeiterinnen jedoch blieben auf Distanz und nahmen sie als kühl und berechnend wahr. Daran wollte sie arbeiten. 

Kurz nach unserer Zusammenarbeit brach sie in unserer Sitzung in Tränen aus. Ihr Freund hatte sich unerwarteter Weise von ihr getrennt. Gerade jetzt, wo sie mit dem neuen Job voll ausgelastet war. Dieser Schuft. „Was ist der Unterschied zwischen einem Joghurt und einem Mann? Ein Joghurt hat Kultur.“ So bewegten wir uns zwischen Lachen und Weinen.

Als sie von ihrer Beziehung sprach, kam mir schnell der Begriff „Handelsgemeinschaft“ in den Sinn. „Ich gebe dir Liebe, wenn du für mich einkaufst“. Oder: „Du bekommst nur Sex, wenn du jeden Abend zu Hause bist“. Geht schlecht, wenn ich geschäftlich unterwegs sein muss. Was hat das mit wahrer Liebe zu tun?

Kontrolle und Erwartungen sind Gift für jede Beziehung. Aber gerade die geschäftlich erfolgreichen, rationalen Typen, egal ob Mann oder Frau, tun sich häufig schwer Kontrolle abzugeben. Dem anderen Raum zu lassen. Das sind Herzqualitäten. Ebenso wie Vertrauen, sein lassen, nichts erwarten, annehmen können ohne Gegenleistung. 

Auch Angela ist schmerzlich bewusst geworden, was ihr Anteil an diesem Beziehungsaus gewesen ist. Hier war leider nichts mehr zu retten. Aber wir schauten uns an, woher dieser Kontrollanteil kam. Sehr häufig spielen seelische Verletzungen aus früher Kindheit eine Rolle. Mit “Reparenting“ haben wir diese Verletzungen bearbeitet und Angela ist nach und nach offener und herzlicher geworden. Sie hat ihre eigenen Maßstäbe, Ansprüche an Andere, Werte und Überzeugungen reflektiert. Kopf und Herz sind wieder in Balance gekommen und näher zusammengerückt. Das positive Feedback ihrer Mitarbeiterinnen hat sie auf diesem Weg bestärkt und zusätzlich motiviert.    

Wenn wir dem anderen Raum geben, kann das dazu führen, dass er sich in eine andere Richtung entwickelt, als wie wir das gerne hätten. Es kann aber auch dazu führen, dass beide dadurch eine Beziehung führen, die lebendig und, wie Angela über ihre neue Beziehung sagt, „knallergut“ ist. 

Buchtipp: Shel Silvenstein „MISSING PIECE trifft BIG O“

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