„Wie finde ich einen Job, der wirklich zu mir passt?“ oder „Was erfüllt mich so, dass es zu meiner wahren Berufung wird?“ sind Fragen, welche im Coaching immer wieder gestellt werden. Meist verbunden mit sehr viel Resignation, da man schon häufig darüber nachgedacht hat ohne zu einem Ergebnis zu kommen. 

Zum Trost: als Coach kann ich diese Fragen auch nicht so leicht beantworten. Aber ich kenne Methoden, welche diesen Suchprozess unterstützen und ich kann den Coachee ermutigen, sich auf diese ungewisse Reise einzulassen. Und dennoch ist es nicht die Methodik allein, welche hier zum Tragen kommt. Es ist vielmehr eine Mischung aus verschiedenen Komponenten, wie bei einem guten Rezept. 

Nachkochen ist gar nicht so einfach

Aber wer kennt das nicht. Man kocht ein empfohlenes Rezept nach. Achtet penibel auf die Mengenangaben und als Resultat erhält man etwas, was ganz anders schmeckt als bei der guten Freundin oder seinem besten Kumpel, welcher es empfohlen hat. Irgendwas fehlt, steht nicht im Rezept, wurde später noch hinzugefügt, was die ganze Sache erst richtig rund macht. Eine Prise Maggie oder doch eher Magie?

Eine wichtige Zutat im Coachingprozess könnte man mit „Kairos“ bezeichnen, der Name des jüngsten Sohnes von Zeus. Er steht für den rechten Moment, dem richtigen Zeitpunkt. Ab und zu geht ein Fenster auf und man muss die „Gelegenheit beim Schopf“ packen, wie ein Sprichwort sagt. Manche Dinge müssen reifen. Es ist also ein innerer Reifungsprozess, der hier stattfinden muss. Und manchmal müssen noch ein oder zwei andere Schritte getan werden, bevor man sein Ziel erreichen kann.

Mit einer Taschenlampe tappt man nicht im Dunklen

Eine weitere Komponente ist die Kunst die richtigen Fragen zu stellen. „Wie verdichte ich in einem Satz, worauf es in meinem Leben ankommt?“. Als Antwort höre ich als Coach dann meist recht spontan: „Das ist aber eine schwere Frage!“, gefolgt von Stille. Hier beginnt die innere Suche nach einer stimmigen, sinnvollen Antwort. Ja, Fragen sind die Taschenlampen des Lebens. Sie fokussieren die Aufmerksamkeit auf ganz bestimmte Aspekte der Wirklichkeit. Hilfreich vor allem, wenn diese Taschenlampe Dinge anstrahlt, welche vorher im Dunklen lagen. 

Herz und Seele sollten immer dabei sein

Und dann ist es immer ein ko-kreativer Prozess zwischen Coach und Coachee. Im gelungenen Beratungsprozess entsteht ein Feld, welches im Zusammenspiel mehr ist als die Summe der einzelnen Teile. Der Hirnforscher Gerald Hüther hat den Begriff co-kreativ dafür geprägt. Als soziale Wesen, sind wir ständig im Austausch mit anderen Menschen. Aber auch unser Umfeld prägt unsere Gedanken und Gefühle. So kann ich mich in einem Museum oder in der Natur inspirieren lassen und vielleicht in Folge auf wirklich neue Ideen kommen. Wow-Ideen. Ist der Coach mit Herz und Seele dabei, dann entsteht im Beratungsprozess auf einmal dieser inspirierende Raum, indem diese Ideen fließen können. 

Stroh zu Gold spinnen

Wie in alten Märchen eine Kunst. Ein alchemistischer Prozess. Am Ende des Beratungsprozesses werden alle Antworten des Coachees ausgewertet. Es wird nach einem gemeinsamen Thema gesucht, welches sich in allen Antworten widerspiegelt. Es ist wie die Suche nach dem Namen des kleinen Männchens, welches um das Feuer springt und ruft „Heute back ich, morgen brau ich! Ach wie gut, dass niemand weiss….“ Sie wissen wer gemeint ist. Sobald das Mädchen den Namen kennt, ist der Bann gebrochen. Sobald der Coachee den roten Faden entdeckt und benennen kann, gehen sein Herz und seine Seele damit in Resonanz. Er ist nun wieder angebunden an etwas, was über ihn hinausgeht. Be-Rufung bedeutet ja auch einem Ruf folgen. Etwas was man sich vielleicht gar nicht selber aussuchen kann, sondern etwas was einen ereilt oder was man in die Wiege gelegt bekommen hat. 

Dem inneren Ruf folgen

Wer seine Berufung lebt, wird „Sinn“ in seinem Leben finden. Eine Art innerer Kompaß. Wie der Bäcker, der sein Handwerk als Kunst versteht und wie ein guter Hefeteig darin aufgeht. Oder wie der Meister in der Lehrlingsausbildung, welcher zu mir kam. Frustriert. Irgendwie hatte er seine Orientierung verloren. Als er seinen Ruf wieder benennen konnte, wusste er, dass er bereits am richtigen Platz und am richtigen Ort war. Lediglich sein Fokus hatte sich durch den Beratungsprozess verändert. Weg von den Dingen die nicht laufen. „Diamanten polieren“ war sein Lebensthema. „Genau das ist es!“, sprach er sichtlich berührt. „Immer wieder ist in der Lehrlingsausbildung auch ein richtiger Diamant dabei. Den ich entdecke, den ich weiterentwickle, aus dem was wird. Ich poliere ihn solange, bis er zum Glänzen anfängt und auch andere in der Firma auf ihn aufmerksam werden“. Er war ein guter Ausbilder, der sich jetzt wieder erinnerte, warum er diesen Job mal ergriffen hatte. 

Heureka! Ich habs!

Häufig erkennen Andere die eigenen Stärken viel schneller als man selbst. Weil es für einen so selbstverständlich ist. „Du kannst so toll organisieren!“ oder „Das geht dir immer so leicht von der Hand, ich bräuchte Tage dafür!“. So hatte ein Coachee innerhalb kürzester Zeit für eine Delegation aus Schottland eine Fachtagung mit Abendprogramm, eine Stadtrundfahrt, diverse Besichtigungen und was nicht sonst so alles aus dem Boden gestampft. „Das war doch gar nichts!“ war seine Antwort darauf. Achten Sie einmal darauf, was andere Ihnen zurückmelden.

Eine andere Teilnehmerin berichtete mir in der Kaffeepause eines Seminars, was sie von ihren FreundInnen immer wieder als positives Feedback bekam und war verzweifelt, weil dies in keiner Stellenanzeige zu finden war. Im Coaching sind wir später auf das Berufbild „Feel good Managerin“ gekommen. Es gibt mittlerweile dafür sogar Ausbildungen. Viel wichtiger: das war endlich IHR Leben, IHRE Berufung.

Buchtipp: Dick Richards – Weil ich einzigartig bin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus
Bitte füllen Sie dieses Feld aus
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren

Menü